Mittwoch, 21. Januar 2009

Inauguration Day

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Heute ist ein historischer Tag! Nicht nur für Amerika, sondern für die ganze Welt. Heute hat Barack Obama (die geile Sau!!!) sein Präsidentenamt angetreten. Unglaublich, dass ich an diesem Tag quasi vor Ort war. ICH war in Amerika, als BARACK sein Amt angetreten hat! Sensationell!! Heute morgen habe ich schon einen kleinen Teil online im Livestream der ARD gesehen, bis wir dann um halb 12 zur Uni gefahren sind. Dort gab es im "Ball room" eine Art Barack-Public-Viewing. Wir kamen auch genau pünktlich zum Beginn seiner Antrittsrede. Natürlich sagt im Grunde jeder Präsident und überhaupt jeder Politiker dasselbe, aber bei niemandem schwingt soviel Charisma mit, wie bei Barack. Ganz schön irre, was da in Washington los war. Im Ball room war es auch recht voll, so dass wir stehen mussten - aber egal. Sehr witzig und sympathisch fand ich, dass Barack bei seiner Vereidigung den vorgesagten Text einmal nicht nachsprechen konnte! :o) Gerade eben habe ich schon einen Bericht gelesen, indem sich jemand über die schwache Antrittsrede beschwert ...... es gibt doch immer irgendwelche Miesmacher. Hätte er tanzen sollen oder was? Apropos: da möchte ich an dieser Stelle doch gleich einmal kurz auf mein derzeitiges Lieblings-Youtube-Video hinweisen. Da ich nicht weiss, ob man das hier zeigen darf (wegen Urheberrecht und so), poste ich einfach mal den Link:

http://www.youtube.com/watch?v=RsWpvkLCvu4&feature=PlayList&p=BB60B84EBE2BB4BE&index=0&playnext=1

Ich muss diesen Mann einfach heiraten! ... Vorschläge? ;o)

Die Südstaaten der USA gelten ja eigentlich prinzipiell als sehr konservativ. Vom 17. bis hinein ins 19. Jahrhundert war hier die Sklaverei weit verbreitet, bevor sie 1865 abgeschafft wurde. Daraufhin wurde der Ku-Klux-Clan gegründet, der gewaltsam gegen die neu erworbenen Bürgerrechte der Schwarzen anging. Auch wurden Gesetze zur Rassentrennung aufgesetzt, die z.B. seperate Plätze für Afroamerikaner in Theatern oder Bussen vorsahen. Der berühmteste Anführer und wichtigste Vertreter der Bürgerrechtsbewegung für eine Gleichstellung von Schwarzen und Weissen in den 50er und 60er Jahren war Martin Luther King, der übrigens in Atlanta geboren und auch begraben ist. Seine weltbekannte "I have a dream"-Rede hat in dem Amtsantritt des ersten afroamerikanischen Präsidenten der Vereinigten Staaten seine wahrscheinlich bedeutendste Ausprägung gefunden.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: die Südstaatler haben EIGENTLICH eher konservativ, also McCain gewählt. Komischerweise haben wir schon von vielen Leuten hier gehört, dass sie für Obama gestimmt haben. Unsere Koordinatorin hat sogar im Wahlkampf mitgearbeitet (habe ich, glaub ich, schonmal erwähnt).
Trotzdem ist die Rassentrennung auch heute hier noch sehr aktuell. Dabei ist gerade hier im Süden die Anzahl der Schwarzen sehr hoch. Es fällt einfach jeden Tag auf, dass z.B. Schwarze meist mit Schwarzen zusammen in der Mensa an einem Tisch sitzen, oder Weisse mit Weissen reden.
Aber wie gesagt; ich glaube, Barack Obama wird dieses Land revolutionieren. :o)
Yes, he can!!

Dienstag, 20. Januar 2009

Endlich ein Auto!!!

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Dieses Wochenende war für uns hier ein langes, denn heute (19.1.) ist Feiertag: Martin Luther King-Holidays. Deswegen haben wir uns am Freitag endlich mal ein Auto gemietet. Wie gesagt: ohne Auto ist man hier total aufgeschmissen, und deswegen hat uns unser erster Weg erst einmal zu Walmart geführt. Bisher konnten wir uns den Laden nie in Ruhe angucken, weil uns immer jemand im Nacken saß, der uns gefahren hat. Und so haben wir erstmal einen ganz entspannten Großeinkauf getätigt.

Und endlich ist auch unser Kühlschrank mal voll. Die letzten Tage haben wir uns mühsam mit ein paar Äpfeln über Wasser gehalten, aber nun ...

Und ich habe mir jetzt auch einen Topf und richtiges Besteck und Geschirr und eine Tasse und Gläser gegönnt. Diese Plastikutensilien konnte ich langsam nicht mehr sehen. Bin ich beim Camping oder was?
Im Walmart ist uns auch noch eine ganz lustige Sache passiert: wir standen gerade diskutierenderweise vor dem Milchregal, als uns plötzlich ein Mann auf deutsch ansprach. Er war ganz begeistert, jemanden aus Deutschland zu treffen, denn er selber ist vor 20 Jahren von Gelsenkirchen in die USA ausgewandert. Wir haben uns kurz unterhalten, und zum Schluss gab er uns mit den Worten: "Wenn mal Not am Mann ist, oder ihr Lust auf ein Bier habt" seine Visitenkarte. Toll! :o) Wir werden uns auf jeden Fall demnächst mal bei ihm melden!

Am Samstag sind wir dann nach Atlanta in eine riesige Einkaufsmall, das Lenox Square, gefahren. Es gefällt mir wirklich in Carrollton, aber ich musste hier einfach dringend mal weg. Obwohl die Stadt soooo klein auch wieder nicht ist, engt es einen sehr ein, nicht mal rauszukönnen. Aber mit unserem schicken Auto - kein Problem.

Tzz, immer diese Leute, die sich ins Bild drängeln müssen. ;o)
Der nette Mensch von der Enterprise Autovermietung (gibt es auch in Deutschland) hat uns übrigens sogar abgeholt. Toller Service.
Ja, wir sind also nach Atlanta gefahren. Vorher musste ich der Bank of America einen Besuch abstatten, denn die haben mir eben mal kurz 2000 Dollar gemopst. Zum Glück hat sich inzwischen alles geklärt. Wir haben uns gegen Mittag auf den Weg gemacht und waren zunächst guter Dinge, dass wir das auch ohne Map irgendwie schaffen. An einer Tankstelle (noch in Carrollton) hat uns ein sehr netter Mann den Weg erklärt. Leider sind sowohl Sascha als auch ich nicht wirklich gut im Wegbeschreibungen merken. Wir haben versucht, uns das Gröbste direkt wieder im Auto auf einen Zettel zu schreiben, und ich habe heute erst gesehen, dass Sascha tatsächlich geschrieben hat "dann irgendwo abfahren"!!!!! Wir waren uns aber gleich sehr sicher, dass wir damit nicht weit kommen und haben dann beschlossen, uns doch lieber eine Map zuzulegen. Bei Walmart (Walmart for president) haben wir dann einen kleinen Straßenatlas der Marke Rand McNally (mit freundlicher Empfehlung von Lällie himself) gekauft. Im Nachhinein ist zu sagen, dass wir ohne wohl inzwischen irgendwo in Kanada festsitzen würden. 7,95 sehr sinnvoll investierte Dollar sag ich da nur.

Wer mich kennt, weiss vielleicht, dass ich eine extrem unentspannte Beifahrerin bin. In Oldenburg bin ich das, und in einer fremden Stadt in einem fremden Land in einem fremden Auto mit Automatikschaltung bin ich das erstrecht. Ich tendiere dazu, auch als Beifahrer ständig "mitzufahren" und dem Fahrer Anweisungen und Gefahrenmeldungen zu geben. Und die Tatsache, dass Sascha ein paar Mal vergessen hat, dass er einen Automatikwagen fährt, und die nicht vorhandene Kupplung (also die Bremse!) getreten hat, was zur Folge hatte, dass ich mir, glaube ich, einen Genickbruch geholt habe, hat mich nicht gerade entspannter gemacht. Auch die amerikanischen Verkehrsregeln sind ein wenig anders. So liegt die maximale Geschwindigkeit meist bei 70 Meilen pro Stunde, was knapp über 100 km/h entspricht. Auch gibt es hier kein rechts vor links - es fährt einfach der zuerst, der zuerst da war. Erstaunlicherweise klappt das sehr gut. Man darf auch ruhig von beiden Seiten überholen. Und an einer roten Ampel darf man, wenn man rechts abbiegen möchte, auch einfach fahren, sofern kein Auto von links kommt. So wie beim grünen Pfeil in Deutschland ... eben nur ohne grünen Pfeil. ;o)
Die Autobahnen (Interstates) sind denen in Deutschland vom Prinzip sehr ähnlich, mit dem Unterschied, dass sie meist mindestens dreispurig sind (je größer die Stadt, desto mehr Spuren), und dass die Fahrbahn wesentlich schlechter ist als in Deutschland. Es ist alles voller Schlaglöcher und Huckeln. Zudem liegt am Rand so unglaublich viel Müll und nicht selten auch Autoteile ... z.B. mal ein Teil einer Stoßstange oder diverse geplatze Reifen. Die Schilder, dass einen Strafen von bis zu 1000 Dollar erwarten, wenn man Müll aus dem Auto wirft, jucken im Grunde keinen.
Je länger wir fuhren, desto entspannter wurde es eigentlich auch.

Auch, wenn ich selber nicht gefahren bin (never ever!!!) ist dieses Automatiksystem doch irgendwie gar nicht so schlecht, wie ich dachte. Sascha hat sich mit der Zeit auch abgewöhnt, ständig an die Schaltung zu fassen. ;o)
Von dem netten Mann an der Tankstelle hatten wir den Tipp bekommen, nicht durch die Stadt zum Lenox Square zu fahren, sondern die Interstate drum herum zu nehmen. Ein kleiner Teil der Strecke war dann doch allen Ernstes gebührenpflichtig! 50 Cent wollten die haben. Wofür genau, weiss jetzt auch keiner so recht, aber wie auch immer. Irgendwann tauchte dann plötzlich die Skyline von Atlanta vor uns auf:
erst ganz klein ...

dann etwas größer ... (der Qualm, der dort rechts zu sehen ist, stammte übrigens von einer brennenden Böschung, vermutlich verursacht durch einen Unfall)

dann noch etwas größer ...

und plötzlich waren wir mittendrin ...

Eigentlich waren wir sogar noch mittendrinner ... nämlich mitten in Atlanta, aber davon hab ich keine Fotos, weil ich ja, wie gesagt, immer "mitfahre" und mich sehr konzentrieren musste.

Das hier ist ein wiiiinzig kleiner Teil der Mall von aussen:

Neben dem Parkplatz wehten die Flaggen diverser Länder:

Links ist der Eingang, rechts ein Teil des Parkplatzes:

Hier kann man die Größe vielleicht etwas erahnen:


Die Reichen bekommen ihre Karren natürlich geparkt und vorgefahren.



In der Mall gab es auch einen Abercrombie & Fitch-Store! OMG!!! Seit Jahren renne ich dieser Marke hinterher, die es in Deutschland leider nicht zu kaufen gibt. Dummerweise ist gerade in so ziemlich jedem Laden Semi-Annual Sale ... sowas wie Winterschlussverkauf, so dass überall nur noch Klamotten wahlweise in Größe S oder XS zu haben sind. Klar - passt ja kein Ami rein. Ich im Übrigen auch nicht, aber das ist hier ja gar nicht der Punkt!
Ich habe zu meiner großen Freude auch einen Laden namens "Pink" entdeckt, der zu Victoria's Secret gehört, und mir gleich erstmal ein tolles T-Shirt gekauft.

Übrigens war Barack vor ziemlich genau einem Jahr im Rahmen seines Wahlkampfes in Atlanta ... nur mal so am Rande! ;o)

Auf der Rückfahrt hat es tatsächlich angefangen zu hageln, und wir haben schon Blut und Wasser geschwitzt, aber zum Glück hat es ziemlich schnell wieder aufgehört. Dafür haben wir uns zu allem Überfluss dann auch noch ein bisschen verfahren, was so aussah, dass wir plötzlich auf einer kleinen Straße mitten im Wald, in völliger Dunkelheit standen und ich vor meinem geistigen Auge schon die Wahnsinnigen und Geister hinter den Bäumen hervorspringen gesehen habe. Ich kam mir vor wie in Blair Witch Project ... und ich gucke definitiv zu viele Filme ...
Auf den Schrecken haben wir uns erstmal einen Burger bei Hardee´s gegönnt. Puh! ;o)

Mehr als die Mall haben wir leider von Atlanta nicht gesehen, weswegen wir auf jeden jeden jeden Fall nochmal mit mehr Zeit wiederkommen müssen.
Hochhäuser, breite Straßen und große Malls ... das ist das Amerika, auf das ich immer so scharf war. Also: mehr mehr mehr!!!

Am Sonntag (18.1.) sind wir in einen Nachbarort namens Douglasville gefahren.
Auf den Bildern ist der Weg durch Carrollton zu sehen:


Ich habe gelesen, dass es dort auch einen Abercrombie-Store geben sollte, und nachdem wir in einem Musikgeschäft nachgefragt haben, wo der denn wohl wäre (und der Verkäufer ganz begeistert davon war, dass wir aus Deutschland kommen), haben wir ihn auch gefunden. Und mit ihm gleich wieder eine riesige Mall! So ein kleiner Ort und so eine große Mall!! Irre!


Wegen des Schlussverkaufs war "mein Laden" zwar auch sehr abgegrast, aber dennoch habe ich ein T-Shirt gefunden!!! Mein erstes Abercrombie-T-Shirt!!! Jippieh!!!

Leider gab es in der Mall auch ein Zoogeschäft, in dem Vögel in einem offenen Gehege saßen und wir uns gewundert haben, warum die nicht wegfliegen ... bis wir sahen, dass man ihnen die Flügel gestutzt hatte!! Und in kleinen Boxen an der Wand saßen tatsächlich winzige Hundewelpen, die zum Verkauf standen!! Ich kann es immer noch nicht glauben, und mir kommen fast die Tränen, wenn ich daran denke. Die armen Tiere!
Amerika ist wirklich in vielen Dingen sehr rückständig. Und auch, wenn es vielleicht etwas "lächerlich" erscheint, DAS jetzt damit zu verbinden: ich glaube, dass Barack Obama dieses Land revolutionieren wird.

Zum Schluss haben wir uns ausnahmsweise bei Burger King einen Burger gegönnt. Das Mädel an der Theke hat mich nach meiner Bestellung gefragt, woher ich komme, und als ich sagte, dass ich aus Deutschland bin, war sie ganz aus dem Häuschen. Was haben die bloß immer alle? :o) Wir haben uns kurz unterhalten, und dann sagte auch noch, dass sie meinen Akzent mag. Sehr süß!

Heute mussten wir unser schönes Auto leider wieder abgeben. Bin ja fast ein bisschen schwermütig. Aber wir haben schon gesagt, dass wir es uns einmal im Monat leisten werden, ein Auto zu mieten. Wir hatten schon Angst, dass wir den Weg von der Autovermietung zurück laufen müssen (wie gesagt: es gibt hier oft keine Fußwege!), aber überraschenderweise wurden wir gefragt ob wir einen "ride back" benötigen. Wirklich ein ganz toller Service! :o) Und somit hat sich Saschas Enterprise-Slogan "We pick you up and never bring you back" doch nicht bestätigt. Ich muss mich immer noch drüber totlachen!!
Danke fürs Fahren, Sash! Hast du super gemacht! Und immer schön Füße weg von der KUPPLUNG! ;o)

Freitag, 16. Januar 2009

Living in Carrollton

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Obwohl wir uns schon recht gut hier eingelebt haben, fallen uns doch immer wieder neue amerikanische Eigenarten auf.
In unmittelbarer Nähe unseres Apartmentkomplexes und der Uni gibt es Wohngegenden, die aussehen wie etwas gehobenere Slums in Indien oder so. Es ist einfach unglaublich, was da für Häuser stehen. Klein, klapprig, schief, links und rechts verwildert und vollgemüllt ... und da wohnen tatsächlich Leute drin!! Vorallem frage ich mich: das hier ist Hurricanegebiet (zumindest Randgebiet) -- warum bauen die ihre Häuser nicht aus Stein? Diese Häuser hier fliegen doch schon beim kleinsten Lüftchen weg. Mal ganz abgesehen davon, dass das da drinnen unmöglich wirklich warm werden kann. Hier liegt teilweise der Müll tagelang auf der Straße, und um die Bürgersteige oder Straßen kümmert sich auch nicht wirklich jemand. Zugewachsen, verwittert, Schlaglöcher, und herausragende Kabel und Rohre sind hier keine Seltenheit.
Ganz im Gegensatz dazu gibt es dann nur einige Minuten zu Fuß entfernt Straßen mit Häusern, die wirklich aussehen wie geleckt. Ich habe den Mund nicht nicht mehr zugekriegt und natürlich erst einmal ein paar Bilder gemacht:

Ich persönlich stehe ja total auf diese tollen Veranden (heisst das so im Plural?). Jedes Haus hat natürlich auch Stühle und Sessel vor der Haustür stehen. Wirklich einfach original wie im Film.

Merkwürdig ist hingegen auch, dass so gut wie alle Stromleitungen übererdig laufen. WENN irgendwo mal eine unter der Straße verläuft, stecken sofort überall neongelbe oder -rote Schildchen im Boden, die darauf hinweisen. Und ich weiss gar nicht genau, ob ichs schon erwähnt habe: die Fußgängerampeln funktionieren hier auch gerne mal nicht, so dass man dann an einer vielbefahrenen Kreuzung steht und sich noch blöder vorkommt, als man es eh schon tut, weil man halt Fußgänger ist. Allerdings muss ich ja sagen, dass die Autofahrer hier sehr umsichtig und nachsichtig sind und fast immer anhalten, wenn man über die Straße gehen will. Und wenn jemand auch nur annähernd an einem vorbeigehen möchte, bekommt man immer ein "Excuse me" zu hören.

Das ist auch so eine der Eigenarten der Amis: diese fast schon übertriebene Freundlichkeit. Niemand grummelt oder muffelt einen hier an, wenn man etwas will oder etwas fragt. Jeder sagt immer, dass alles total toll und überhaupt kein Problem ist. Und es ist auch keine Seltenheit, dass man in einem Geschäft oder gar einer Bank etc. mit "Honey" oder "Sweetie" angesprochen wird. Hätte ich das nicht vorher schon einmal gelesen, hätte mich das wohl sehr verwirrt. Die Schwelle zwischen Freundlichkeit und Oberflächlichkeit ist allerdings fließend. So wird man quasi als Begrüßung IMMER gefragt "How are you doing?" und da interessiert es überhaupt nicht, wie es dir wirklich geht. Man antwortet einfach mit "Fine, thank you" oder "Fine, how are you?" und damit hat sich der Lack. Wer erstmal sein Leid klagt, wird vermutlich SEHR schräg angeguckt. Ausahmsweise darf man vielleicht mal "I´m okay" oder "Not too bad" antworten, aber das ist auch schon alles. Ich habe auch gehört, dass es eine ebenfalls gängige Floskel ist, zum Abschied zu sich nach Hause einzuladen. Das sollte ebenfalls nicht so ernst genommen werden, denn die einladende Person würde wohl ziemlich blöd aus der Wäsche gucken, wenn man tatsächlich plötzlich vor ihrer Tür stehen würde. Etwas anderes ist es natürlich, wenn man die Person gut kennt, aber bei Fremden sollte man über die vermeintliche Freundlichkeit nicht allzu entzückt sein. In der Regel hat es keine Bedeutung.
Auch wird sich auch IMMER für ALLES bedankt. Für jedes Gespräch, jede E-Mail und jedes ausgefüllte Formular bedankt man sich hier.

Mir fällt immer mehr auf, dass ich hier wirklich zum Großteil Negatives über Land und Leute schreibe. Das ist im Grunde gar nicht meine Absicht, denn es gefällt mir hier sehr gut. Es sind bloß Dinge, die einem sehr auffallen, weil sie einfach so extrem anders als in Deutschland sind. Nicht, dass jemand denkt, ich wäre ein Miesmacher oder so.
Thank you! Und kommt doch mal vorbei! ;o)

Mittwoch, 14. Januar 2009

Die ersten Tage an der Uni (2)

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Die ersten richtigen Classes hatten wir dann ab Mittwoch. Unser allererstes Seminar war "American Government" und fand bei einem recht dicklichen (natürlich!!) aber sehr netten, engagierten und lustigen, farbigen Instructor namens (ich gebe zu, ich muss eben nachgucken) Sheik T. Drammeh statt (abgefahrener Name irgendwie). Und worüber sprechen farbige Dozenten in einem Kurs, der "American Government" heisst, am liebsten? Über Barack natürlich!! *hüpf* Das ist MEIN Kurs! YEAH! Die anderen Dozenten sind eher etwas lahm bis durchgeknallt, und viele Kurse hier haben auch wirklich ein sehr niedriges Niveau. Aber umso besser - da ist es dann nicht sooo schwer, in den 4 Klausuren PRO KURS (jeden Monat eine) einigermaßen gut abzuschneiden. Einige Klausuren finden sogar online von zu Hause aus statt! Kommentar des Dozenten: "Ihr werdet ja wohl nicht ins Buch gucken, oder?!" Natürlich NICHT!

Der Campus hier ist riiiiieeesig, und ohne Map wären wir echt aufgeschmissen. ... Ok, ICH wäre aufgeschmissen. Eigentlich bin ich auch mit Map aufgeschmissen, denn wie vielleicht der ein oder andere weiss, habe ich nicht den Hauch eines Orientierungssinns. Wenn ich aus dem Seminarraum rauskomme, hab ich keine Ahnung, ob ich links, rechts oder geradeaus langgehen muss ..... obwohl ich ne Stunde vorher reingegangen und ja aus irgendeiner Richtung gekommen bin! Sascha führt mich zum Glück immer geduldig von Gebäude zu Gebäude ... aber natürlich nicht, ohne sich zwischendurch über meine Orientierungslosigkeit lustig zu machen. Pfffft!

Hier kommt übrigens JEDER mit dem Auto zur Uni, weswegen der Campus über so viele Parkplätze verfügt wie bestimmt 2 große Einkaufszentren in Deutschland zusammen! Um mal einen klitzekleinen Eindruck davon zu bekommen, bitte Bild angucken (und das ist nur einer von 2947663947 Parkplätzen und ein winzig kleiner Teil vom Campus). Wir fahren immer mit dem Shuttlebus (die einzige öffentliche Personenbeförderung in Carrollton) zur Uni und stehen jeden Tag ewig an der Uni-Kreuzung im Stau. Wenn man es mal wagt, über den Parkplatz nach Hause zu laufen, wird man gleich gefragt, ob man wegfährt. Nein, wir sind ZU FUSS, verdammt nochmal! Dass hier jeder mit dem Auto zur Uni kommt, ist wohl auch der Grund dafür, dass ein Großteil der Leute nie eine Jacke anhat, bzw. gleich mit kurzer Hose kommt. Kein Wunder, wenn man morgens um 9 seine Heizung anstellt (und zwar bei laufendem Motor!), damit man sich um halb 10 direkt gemütlich vom Wohnzimmer ins warme Auto setzen und zur Uni fahren kann. Aber ich als alte Busfahrerin (also Mitfahrerin natürlich) finde den Shuttlebus hier super. Und noch superer würde ich ihn finden, wenn er auch mal in den Ort rein oder gar nach Atlanta fahren würde. Aber die Nachfrage ist einfach zu gering. Selbst viele Internationals kaufen sich hier als erstes ein Auto. Wir haben uns sagen lassen, dass man schon für 500 Dollar eins bekommen kann. Zwar nicht verkehrssicher, aber das interessiert hier keinen. Hauptsache, es fährt. Sowas wie einen TÜV gibt es hier in den USA nicht, bzw. nur in ganz wenigen Staaten. Und da sieht das dann auch auch eher so aus: Bremsen gehen, Licht geht, alles klar.. Das muss man sich mal vorstellen: man darf hier in seinem eigenen Auto kein Bier trinken (Innenraum des eigenen Autos = öffentlicher Raum) ... aber mit ner schrottreifen Karre, die einem unterm Hintern auseinanderfällt, kann man ruhig fahren.

Auffällig ist hier auch, wie sehr die Amerikaner von sich und ihrem Land und allem, was innerhalb dessen passiert, überzeugt sind. So hat Mr. Drammeh uns zum Beispiel schon mehrfach erzählt, dass die Amis nur im Irak wären, um Promotion für die Demokratie zu machen .......... ääääähm .......... ach so?! Und im Kurs "Globalization" mussten wir gleich beim ersten Mal einen Text lesen, in dem es seitenweise nur hieß, dass Amerika der Nabel der Welt ist und alle anderen Staaten das akzeptieren und sich um Amerika herum ansiedeln müssen. Ich wiederhole: der Kurs heisst GLOBALIZATION! Bedeutet für mich eigentlich, dass alle Länder zusammenrücken ... und nicht, dass alles zu Amerika rückt.
Diese Selbstverliebtheit löst bei mir schon oft mal fassungsloses Kopfschütteln aus. Und Sascha meint sowieso, dass Amerika sich irgendwann nochmal ganz gewaltig wundern wird ... aber der weiss da eh viel mehr drüber als ich. Ich habe heute schon gesagt, dass ich die 4 Monate, die wir hier sind, wahrscheinlich mehr durch ihn als durch die Uni lerne. *hihi* Vom Niveau hier ist es, wie gesagt, wirklich teilweise ein wenig lächerlich. Die nehmen hier Sachen durch und auf eine Art, wie ich sie und die ich in der 10. Klasse gehört habe.

Ebenfalls auffällig ist, dass sich die Leute hier viel mehr mit ihrer Uni identifizieren als in Deutschland. Hier hat so gut wie jeder ein T-Shirt oder einen Pulli mit dem Uninamen als Aufdruck drauf an oder eine entsprechende Tasche oder einen Rucksack dabei. Ausserdem komme ich mir an der Uni vom Kleidungsstil her vor, als würde ich geradewegs in die Oper gehen wollen. Hier ist kaum jemand irgendwie zurechtgemacht, und es kommen alle einfach im Schlabberpulli und teilweise auch mit Latschen an. Sowas würde in Deutschland ja gar nicht gehen. Ganz typisch ist auch dieses "Bücher-unterm-Arm-tragen", wie man es aus Filmen kennt. Und die Studenten sind in den Vorlesungen auch viiiiieeeeel ruhiger als in Deutschland. Es reden nie jemand, wenn der Dozent vorne spricht. Ganz schön gruselig. Und es schmiert auch niemand auf die Tische oder saut sonst irgendwie in der Uni rum, wie man es ja aus Deutschland gewöhnt ist. Ich schätze mal, das liegt daran, dass die Studenten hier richtig viele Studiengebühren zahlen. An dieser Uni hier zahlt jeder mindestens 5000 Dollar pro Jahr (was extrem wenig ist), wobei man an amerikanischen Eliteunis wie z.B. Harvard, Stanford oder Yale auch schonmal eben kurz 30.000 Dollar zahlen kann. Das liegt daran, dass sich die Unis fast alle privat finanzieren. Es gibt nur wenige staatlich finanzierte Unis. Die Studenten hier arbeiten fast alle dafür und wissen ihr Studium daher vermutlich viel mehr zu schätzen. Viele Familien sparen schon von der Geburt des Kindes an oder zahlen in extra Lebenversicherungen ein, damit es später einmal die Möglichkeit hat, zu studieren. Für jeden Kurs, den man extra belegen will, zahlt man auch nochmal extra. Auch wenn in Deutschland alle über die Studiengebühren schimpfen (mich eingeschlossen!) ... vieles ist dort, wie gesagt, einfach wirklich besser und einfacher.

Damit man uns glaubt, dass wir auch WIRKLICH studieren:

Ziemlich cool, diese Stühle mit drangebautem Tisch. Sash hat leider nicht verstanden, dass es Tische für Rechtshänder und Tische für Linkshänder gibt. ;o) (Mal sehen, wie lange das hier steht, bevor ichs wieder rausnehmen muss.)

Sonntag, 11. Januar 2009

Die ersten Tage an der Uni (1)

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Am Montag, also am 5. Januar, hatten wir unseren ersten Unitag. Die ist zum Glück in walking distance, so dass wir in ca. 15 Minuten zu Fuß da sind. Dabei müssen wir an einem Gelände vorbei (ich weiss immer noch nicht, was da ist), an dem immer ganz böse dreinguckende Mexikaner stehen und sitzen und auf Arbeit warten. Aber ich hab ja einen starken Mann an meiner Seite, der mich beschützt .......... und Sascha auch! ;o)
Richtig Uni war es auch eigentlich noch gar nicht, sondern viel mehr der erste Orientation-Day. Wir mussten uns morgens um 8 bei Sylvia, unserer Koordinatorin, im Büro melden und wurden erstmal in den Warteraum geschickt, da sie gerade damit beschäftigt war, jemanden zu registrieren. Nach und nach trudelten immer mehr Leute ein, und wir lernten auch Deniz kennen, der ebenfalls in Oldenburg studiert und mit dem ich vorab schon ein paar Mal gemailt hatte. Kurz darauf waren dann auch wir mit unserer Registration dran. Leider gab es einige Probleme mit meiner Krankenversicherung (alleine darüber könnte ich einen ganzen Blog schreiben!), die sich aber inzwischen zum Glück geklärt haben. Interessanterweise sind wir Deutschen die einzigen, die zu Hause eine Versicherung abgeschlossen haben. Alle anderen haben die Versicherung der Uni genommen, die eben mal kurz 500 Dollar kostet. Zwar bleiben die meisten auch viel länger als wir, aber dafür, dass die Universicherung quasi NUR für den Arzt auf dem Campus zählt, ist das echt eine ganz schöne Summe. Und wurde auch erklärt, dass wir bei Kleinigkeiten ruhig immer erstmal zum Uni-Arzt gehen können. Es wurde uns sogar empfohlen, da man dort dann immer kostenlos einen ganzen Berg Medikamente bekommt. Was das angeht, sind die Amis echt sehr locker. Man kann hier in jedem Supermarkt alle möglichen Medikamente kaufen. Alles, wofür man in Deutschland in die Apotheke muss, steht hier eben mal so in der Drogerie rum. Wir sollen also immer erst zum Uni-Arzt gehen und uns überlegen, ob wir, falls es etwas Schlimmeres ist, wirklich ins Krankenhaus oder so wollen, da das unglaublich teuer ist. Soviel zum amerikanischen Gesundheitssystem ... dem quasi nicht vorhandenen. Man wird schlicht und einfach nicht behandelt, wenn man nicht zahlen kann und es nicht lebensbedrohlich ist. Eine Krankenversicherung, wie wir sie kennen, gibt es nicht. Aber ich bin mir sicher, Barack wird sich darum mal kümmern! ;o)
Der erste Tag bestand eigentlich in erster Linie darin, dass wir uns alle ein bisschen kennenlernten (die Internationals kommen hier aus allen Ecken der Welt) und uns erklärt wurde, wie die Uni funktioniert, was wir alles müssen, sollen, können und dürfen. Wir haben uns auch für ein Hostfamily-Programm angemeldet, bei dem man mindestens einmal im Monat von einer amerikanischen Familie ein bisschen an die Hand genommen und mal zum Essen eingeladen wird und so. Ich weiss noch nicht so recht, wie das genau aussieht, könnte mir aber vorstellen, dass das ganz interessant ist. Richtig amerikanisch leben kann man hier als Deutscher halt nicht wirklich, wenn man niemanden hat, der einem mal den American Way of Life zeigt. Zum Schluss sind wir in die Mensa gegangen, in der wir die ersten beiden Tage kostenlos essen durften. Natürlich All You Can Eat ... was sonst? ;o) Von mehreren Pizzasorten über Nudeln, Truthahn, Pancakes, Pudding, Kuchen und Keksen bis hin zu haufenweise bunten, süßen Getränken gibt es dort einfach alles, was das amerikanische Herz begehrt. Und mal ernsthaft: wer schlägt bitte nicht so richtig zu, wenn es KOSTENLOSES ESSEN SO VIEL MAN WILL gibt?? Und zu allem Überfluss schmeckt dieser Kram auch noch sowas von lecker ... ... das erklärt die Fettheit der Amis (und bald auch meiner) natürlich!
Der zweite Tag ähnelte dem ersten eigentlich im Großen und Ganzen sehr. Einige Leute mussten sich noch impfen lassen, aber das hab ich ja bereits alles in Deutschland geregelt. Wir drei Deutschen waren die Einzigen von 15 Leuten, die sich nicht nachimpfen lassen mussten. Ein Hoch auf das deutsche Gesundheitssystem. Jeder, der drüber schimpft, sollte sich wirklich mal glücklich schätzen, dass er sich so gut versorgt wissen kann und mit Freude seine 15,5% zahlen. In anderen Ländern ist das bei Weitem nicht Gang und Gäbe (nicht mal den mächtigen USA!!!).
Am zweiten Tag konnten wir auch noch ein Konto bei der Bank of America eröffnen, der größten Bank in ganz Amerika. Ich habe zwar ein Konto bei der Deutschen Bank, von dem ich auch kostenlos Geld bei der Bank of America abheben kann, aber die Stelle, die hier unsere Studiengebühren (in Höhe von 2100 Dollar!!!!!!) einzieht, wünscht nur einige wenige Zahlungsarten. Man kennt hier z.B. keine stinknormale Überweisung. Alles läuft über Schecks oder Kredikarten. Leider akzeptiert sie aber keine Visakarten!! *grrrr* Also Scheck oder cash. Und dafür brauchen wir eben ein Konto bei der Bank of America. Aber nun gut - ist ja umsonst. Und dafür konnte ich mir auch eine Karte mit Hello Kitty-Cover bestellen!! ;o) Ebenfalls umsonst! Interessanterweise sehen die eine Kontoeröffnung hier auch nicht so eng wie in Deutschland. In Deutschland bekommt man alle Unterlagen, Karten , Geheimnummer etc. pp. an unterschieldichen Tagen mit der Post und wird immer aufgefordert, sich sofort zu melden, wenn irgendein Brief offen ist. Hier fragte mich die Dame irgendwann plötzlich, was für eine Geheimnummer ich denn gerne hätte!! ...... Ääääähhhhhhm ....... ??????? Die Amis haben Angst vor allem und jedem, aber die Geheimnummern würden sie am liebsten in die Zeitung setzen. Ich verstehs nicht. Ich muss auch sagen, dass ich in den paar Tagen, die ich jetzt hier bin, wirklich seeeeehr kritisch geworden bin, was die USA angeht. Es ist nicht alles toll und super und glamourös, so wie man sich das ja oft vorstellt. Ich könnte eine Liste von Dingen aufzählen, die mir in und an Deutschland viel besser gefällt. Es ist sowieso so, dass wir im Moment immer noch sagen, dass es hier zwar ganz nett ist und uns auch gefällt ... aber dass ich jetzt ausraste vor Begeisterung ... nee, also, das kann ich jetzt nicht behaupten. Kann aber auch mit daran liegen, dass mir grundsätzlich das Leben in der Stadt besser gefällt. Vielleicht seh ich vieles schon ganz anders, wenn wir hier mal aus dem Dorf rauskommen und einfach mal ein bisschen was von diesem tollen Land sehen und was erleben. Eigentlich ist jeder Tag, den man hier nur rumhängt, Verschwendung. Aber das wird sich ändern, wenn wir uns (hoffentlich nächstes Wochenende) endlich ein Auto mieten.

Leider wurden meine ersten spannenden Uni-Eindrücke davon überschattet, dass am Montag eines meiner Schweinchen eingeschläfert werden musste. Der Tumor kam so plötzlich und wuchs unentdeckt so schnell, dass meine Kleine erlöst wurde, bevor sie Schmerzen bekam. Es war und ist ein ganz schreckliches Gefühl, dass ich nicht bei ihr sein konnte und dass ich sie nie wiedersehen werde. Aber mein Papa hat sie in ihren letzten Stunden begleitet und sich um sie gekümmert, wofür ich ihm an dieser Stelle noch einmal von Herzen danken möchte: danke Lällie!
Alles Gute auf der Regenbogenwiese, meine Süße. Ich werde dich sehr vermissen ...


Samstag, 10. Januar 2009

Living in America

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Am nächsten Morgen mussten wir als erstes feststellen, dass unsere Stecker, die wir extra mitgenommen hatten, um z.B. unsere Laptops anschließen zu können, nicht passten. Zum Glück war unser persönlicher Chauffeur wieder augenblicklich zur Stelle und fuhr mit uns los, damit wir uns passende Stecker kaufen konnten. Der Mitarbeiter im Walmart hat uns erstmal ob unserer komischen deutschen Stecker ausgelacht, konnte uns dann aber auch nicht weiterhelfen. Dafür habe ich mir dann eben einfach eine Gallone Milch und eine Familienpackung Cheerios gekauft. Ihr müsst wissen, die Cheerios sind in erster Linie für Leute gedacht, die auf ihren Cholesterinspiegel achten wollen. Deswegen werden sie auch von der American Heart Association gesponsort ... ähm ... hä?? Leute, das sind SÜSSIGKEITEN!!! Fett, Zucker und so, weissu?? Wenn mir einer erklären kann, warum hier alles als total healthy deklariert wird, obwohl jeder Vollpfosten weiss, dass es das nicht ist, wäre ich ihm sehr dankbar. Anders als im Walmart wusste dann der nette und kompetente Mitarbeiter gegenüber im Radioshack (dem bekanntesten Elektronikzubehörladen in den USA) sofort, was wir wollen. Er fragte uns auch noch, woher wir denn kämen (verdammt, hab ich etwa immer noch diesen fiesen deutschen Akzent??), und als wir ihm sagten, dass wir aus Deutschland sind, war er total begeistert. Er erzählte uns, dass eine Tante von ihm in Friesland leben würde und er auch schonmal in Deutschland war. Die Welt ist einfach ein Dorf. Der Tag war mit dem passenden Stecker (bzw. dem neuen Kabel ... wir haben gleich einfach ein neues Kabel mit dazu gekauft) dann auch gerettet, schließlich mussten wir uns ja mal bei unseren Lieben in Deutschland hören und sehen lassen. Skype machts möglich.
Den restlichen Tag nutzten wir dann eigentlich nur, um uns ein wenig zu akklimatisieren - im übertragenen und im wörtlichen Sinne. Wir hatten hier die letzten Tage immer zwischen 15 und 20 Grad und konnten kurzärmlig rumlaufen. Ganz schön weird. Wir haben Januar!! Ganz toll finde ich übrigens auch die Duschen hier, bei denen die Brause oben aus der Wand kommt. Und die Toiletten funktionieren hier ebenfalls anders: wenn man spült, wird einfach alles abgesaugt, statt wie bei uns weggespült (ungefähr so wie im Zug). Das heisst, das Klo ist für einige Sekunden komplett leer, und dann läuft einfach wieder Wasser nach. Faszinierend. Ich dachte ja zuerst, ich hätte es kaputt gemacht. Hab ich aber nicht --- dafür Sascha, der seins gleich am ersten Abend erstmal verstopft hat und meins benutzen musste. Ich habe mir sagen lassen, dass amerikanische Toiletten am laufenden Band verstopfen. Ich warte deswegen auch immer darauf, dass mir das mal passiert. Was ich dann mache, weiss ich irgendwie auch noch nicht so recht. Kann ja nicht einfach zum Office gehen und sagen "my toilet is full". Am Sonntag, also am 2. Tag, sind wir dann ein bisschen die Gegend erkunden gegangen. Was einem sofort auffällt, ist, dass es hier keine Fußgänger oder Fahrradfahrer gibt. Niemand läuft hier draussen rum. Deswegen gibt es auch keine richtigen Fußwege. Man wird immer völlig ungläubig von den vorbeifahrenden Autofahrern angestarrt, weil sie wohl denken, man ist nicht ganz dicht. Einfach JEDER hat hier ein Auto, was aber auch kein Wunder ist, da einem der Sprit hinterhergeschmissen wird. Für eine Gallone (also fast 4 Liter) zahlt man hier nur ca. 1,50$. Es gibt hier auch keine Busse oder so etwas. Ohne Auto ist man völlig aufgeschmissen, da man einfach nirgends wirklich hinkommt. Ich vermisse mein kleines Plus, Edeka und Aldi um die Ecke wirklich schon sehr. Jedenfalls haben wir es tatsächlich gewagt, trotzdem den Weg in den Ort auf uns zu nehmen. Whhohhhoo, sensational!! Ich bin mir nicht GANZ sicher, ob ich es schonmal erwähnt habe, aber es sieht hier einfach alles typisch amerikanisch aus. Und hier in Carrollton gibt es nichts ausser Tankstellen und Fast Food-Restaurants. Also im Grunde perfekt um zu studieren --- da kann einen zumindest nix ablenken. Man muss alles positiv sehen. Ausserdem glaube ich, dass man immer mal wieder große Städte in den USA besucht ... aber so kleine Orte sieht man sonst ja nie. Deswegen ist es schon ganz gut, dass wir hier sind --- obwohl ich gegen New York oder LA natürlich auch nix hätte! ;o)
Auf der Straße, die dort links zu sehen ist, gibt es, wie gesagt, einen Haufen Fast Food-Restaurants, und natürlich mussten wir auch in eins reingehen und das erste Mal richtig amerikanisch und ungesund essen. Wir haben uns für einen Laden namens Krystal entschieden (www.krystalist.com), in dem es allen Ernstes Pommes mit Hackfleisch und Käse überbacken gab und dazu 4 schnuckelige kleine Burger, die es trotz ihrer Größe insich hatten. Ich glaube, wir haben nicht mal die Hälfte geschafft. Und zu allem Überfluss habe ich den Typen hinter dem Tresen auch sowas von überhaupt nicht verstanden. Peinlich! Dabei hat er mich nur gefragt, ob ich etwas zu trinken dazu möchte, wie sich später herausstellte. Die Leute hier unten im Süden haben zum Teil so einen krassen Akzent, dass man wirklich nix versteht. Wenn ich es beschreiben müsste, würde ich es als "Platt-Englisch" bezeichnen. Ein total plattes und breites Englisch reden die hier. Sie sagen z.B. I´m gonna draaaaaaaaaw (statt drive) to Walmart! Unser Chauffeur Serdar erzählte uns kurz nach unserer Ankunft, dass er zu Anfang einmal bei Mc Donalds war und dort von der Bedienung mit "Mahäju" angesprochen wurde. Dass das "May I help you" heissen sollte, wusste er nicht, weswegen er mit "no" geantwortet hatte. Die Dame muss wohl gedacht haben, der will sich seinen Burger selber braten. Aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell an die Sprache. Und ansonsten werden wir, wenn wir nichts verstehen, einfach immer "Life vest under your seat" als Antwort sagen, wie wir bereits im Flugzeug beschlossen haben. ;o)
Wo ich vorhin diese schrottigen und unbefestigten Bürgersteige erwähnt habe: ich habe mich NATÜRLICH auch erstmal hingepackt! Ehrlich gesagt hat es mich sogar gewundert, dass es fast 3 Tage gedauert hat, bis es passiert ist. Bei mir kommt sowas ja öfters mal vor, ich lasse quasi keine Gelegenheit aus, mich hinzulegen, auszurutschen, umzuknicken oder zu stolpern. Zum Glück war es auf Rasen, und meine dreckige Hose hat mich mehr geärgert als mein inzwischen sehr buntes Knie. Sascha hat gesagt, ich soll die Stadt sofort verklagen. Die Amis sind ja Weltmeister im Klagen wegen absurder Sachen. Ich habe mal von einer Geschichte gehört, da hat eine Frau einen Möbelladen verklagt, weil sie über ein Kind gestolpert ist, das auf dem Gang rumkrabbelte ... ... ... es war ihr eigenes!! Oder jemand, der Mc Donalds verklagt hat, weil er sich an dem frischgebrühten Kaffee verbrannt hat! Meine Klage wäre da schon richtig gerechtfertigt gewesen, finde ich. Mal sehen, was die Zukunft hier noch weiterhin bringt ... vielleicht kriege ich es ja noch hin, mal zu einem amerikanischen Doc zu müssen ... oder natürlich, Barack aufzureissen! We´ll see. ;o)

Mittwoch, 7. Januar 2009

Auf nach Carrollton

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Wir setzten uns also ins Auto (natürlich ein Jeep!) und machten uns auf den Weg nach Carrollton. Bzw. wurden auf den Weg gemacht (wie klingt das denn bitte??), denn wir hatten ja unseren persönlichen Chauffeuer. Der William B. Hartsfield Airport liegt nicht direkt in Atlanta, sondern etwa 10 Meilen ausserhalb, weswegen wir leider nicht durch die Stadt fahren brauchten. Der Weg von Atlanta nach Carrollton führte durch den allerdichtesten Nebel, den ich wohl jemals gesehen habe, über diverse Landstraßen und durch Wälder. Unglaublich: da steht dann im Nichts plötzlich ein Haus ... alt, heruntergekommen ... natürlich ein schrottiger Pickup davor ... und man denkt, man ist im Kino! Im Horrorfilm! Sehr viel Kreativität müssen die Hollywood-Produzenten wohl nicht mitbringen, denn es IST ja tatsächlich alles hier so. Sehr einfallslos, Herr Spielberg, wirklich!
Nach einer knappen Stunde erreichten wir Carrollton. Das Office des Riverplace Apartment-Komplexes war längst geschlossen, aber Serdar hatte sich im Vorfeld darum gekümmert, dass jemand auf Abruf bereitsteht. Nach einem kurzen Anruf kam auch schon eine Mitarbeiterin, und wir konnten unsere Verträge unterschreiben und die Schlüssel entgegennehmen. Die Apartments sind auch typisch amerikanisch eingerichtet ... dafür aber leider recht dreckig. Da wir sowieso noch zum Walmart mussten (wo Serdar uns ebenfalls hingefahren hat), konnten wir uns aber gleich mit Putzmitteln eindecken ... und gleichzeitig über einen echt amerikanischen Supermarkt staunen. Hatte ich schon erwähnt, dass hier ALLES wie im Film aussieht? Wir kauften ein bisschen was zu essen (natürlich Maccaroni and Cheese), zu trinken (Wasser in Gallonen) und Bettzeug, sowie Dinge wie eine Klobürste, einen Duschvorhang und so. Die Apartments sind zwar möbliert, ansonsten aber leer. Vollbepackt kamen wir dort wieder an und haben erstmal angefangen zu putzen. Bis nachts um halb 3, glaub ich. Ich war so fertig, dass mir das nicht mal mehr was ausgemacht hat. ... Super Strategie eigentlich, wenn ich so drüber nachdenke. So mach ich das jetzt immer. Trotz aller Strapazen habe ich nur 6 Stunden geschlafen. Ich glaube, das nennt man Jetlag. Spätestens jetzt waren wir wirklich angekommen.

Dienstag, 6. Januar 2009

Von Bremen nach Atlanta

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Am 2. Januar hieß es dann, auf nach Carrollton. Und zwar morgens um 6 nach 45 Minuten Schlaf. Wir haben uns um halb 5 am fast menschenleeren Flughafen in Bremen getroffen, unsere Lieben natürlich im Schlepptau und durften dann erstmal erfahren, dass wir leider keine Sitzplatzreservierung für unsere Flüge hatten. Macht nix, ich kann auch ruhig 10 Stunden im Flugzeug stehen ... bin ja keine Memme! Na ja, eigentlich ging es nur darum, dass wir im schlimmsten Fall keine Plätze nebeneinander bekommen hätten. Für den Flug von Frankfurt nach Atlanta wäre das schon irgendwie blöd gewesen, aber irgendwie hat sich das Problem dann doch noch von selber gelöst. Nachdem uns die Dame am Schalter 100x mitgeteilt hat, dass sie da leider nix machen kann, ging es plötzlich und ohne, dass wir überhaupt irgendwas gesagt haben, doch noch.
Der Abschied fiel mir komischerweise viiiiiieeeel leichter, als ich es erwartet hätte. Ich hab eigentlich mit Sturzbächen von Tränen meinerseits gerechnet, aber nix war. Irgendwer hat mir da was in den Apfelsaft geschüttet gehabt, glaub ich. Mit rechten Dingen ist das auf jeden Fall nicht zugegangen. Aber umso besser. Und hey: schließlich wollte ich nach Amerika fahren! Nach AMERIKA!!! Der Flug von Bremen nach Frankfurt hat nur 45 Minuten gedauert. Kaum oben, schon wieder unten. Und sehen konnte man wegen dunkel auch nix. Na ja. Nach der Landung mussten wir dann in einen Bus einsteigen und sind erstmal 10 Minuten zum Terminal gefahren. Wow, ist das da ein riesiger Flughafen. Wie groß wirklich, haben wir dann auch während unseres 5-stündigen Aufenthalts erfahren, denn wir sind im Grund 5 Stunden am Stück rumgelaufen ... und nirgends angekommen, weil sich der Frankfurter Flughafen, glaube ich, stetig ausdehnt wie das Weltall. Die haben da sogar Hugo Boss-Läden drin. Und Rolltreppen, damit man nicht so viel laufen muss. Und ein Starbucks, in dem wir uns erstmal ein wenig gestärkt haben. Ich weiss bis heute nicht wieso, aber Sash wollte sich einfach ums Verrecken nirgends hinsetzen. Ich bin fast wahnsinnig geworden vor Müdigkeit und schmerzenden Füßen, denn ich hatte auch noch 2 Handgepäckstücke mit gefühlten 5 Tonnen dabei. Und die hatten da auch noch so tolle Stühle, in denen man schlafen konnte, stehen ... aber nein ... ! Nach dem Latte Macchiato von Starbucks und Saschas Rumeinkauf gings dann aber auch eingermaßen, und um 11 durften wir dann auch endlich das Flugzeug betreten. Na gut, eigentlich mussten wir vorher nochmal in die Passkontrolle. Wir haben uns also brav, wie man das eben so macht, in die Schlange gestellt, als auf einmal durchgesagt wurde, dass auch die Passagiere, die schon im Wartebereich sitzen, nochmal raus zur Kontrolle müssen. Und die haben sich dann kreuz und quer neben die Schlange gestellt und sich immer wieder dazwischengedrängelt, bis irgendwann ein sehr resoluter Mitarbeiter ein Machtwort gesprochen hat, was allerdings nicht viel gebracht hat, denn ausser den Deutschen kennt wohl niemand wirklich dieses Schlangensystem, das ich eigentlich für recht sinnvoll halte. Im Flugzeug hatten wir dann leider nur Plätze in der mittleren Reihe. Dabei wollte ich doch so gerne rausgucken. Na ja, irgendwas is ja immer. Witzig war auch, dass das Personal aus 3 Stewards und nur 2 Stewardessen bestand. Wobei die Stewards irgendwie auch eher Stewardessen waren ... aber egal. Auf jeden Fall haben sie uns sehr eifrig umsorgt und bedient. Neben diversen Getränken (nein, kein Tomatensaft, Mum! Das halte ich ja eh nach wie vor für ein Gerücht!) gab es kurz nach Abflug bereits ein Menü mit Nudeln, Campignons, Spinat und Bolognesesoße, Shrimpsalat, ein Brötchen mit Camembert und Schoko-Kirsch-Kuchen und kurz vor der Landung noch einen Snack, wahlweise Würstchen mit Senf im Schlafrock oder vegetarischer Calzone. Konnte man echt nicht mecker, war wirklich lecker. Sie haben sogar einige Male Wein ausgeschenkt. Das Entertainment bestand aus rund 18 Musiksendern und zwei Filmen, sowie einigen Reportagen und natürlich der Anzeige von Flugroute, Höhe, Geschwindigkeit, Temperatur etc. Ich habe die Zeit (es waren immerhin 10 Stunden) hauptsächlich zum Dösen genutzt --- wenn irgend möglich, denn in dem Flugzeug waren gefühlte 2000 permanent schreiende Kinder. Und auch hauptsächlich Amis. Was machen bitte so viele Amis über Silvester in Deutschland?? Und dass wir nicht am Fenster saßen, war dann auch nicht sooo schlimm, denn ausser Wasser gab es eh die meiste Zeit nicht viel zu sehen. Allerdings sind wir laut der Flugroute auf dem Monitor auch über Montreal geflogen. Da hätte ich ja schon gerne mal rausgeguckt.
Im Flugzeug wurden dann zwei Formulare an die nicht-amerikanischen Passagiere ausgeteilt, auf denen man Angaben über sich selbst und seine zu verzollenden Mitbringsel machen musste. Man darf dort keinen einzigen Schreibfehler machen, sondern muss immer ein neues Formular ausfüllen. Währenddessen lief ein Filmchen, in dem erklärt wurde, wie man die Zettelchen auszufüllen hat und was einen erwartet, wenn man am Flughafen in Atlanta ankommt.
Eine Stunde vor der geplanten Ankunft hat der Pilot dann schon den Anflug auf Atlanta angekündigt - was aber nicht hieß, dass er auch wirklich gleich gelandet ist. Der Anflug dauert schonmal ne knappe Stunde, weswegen wir dann doch nicht so verfrüht ankamen, wie zuerst vermutet. Nach der Ankunft mussten wir als erstes zu dem gefürchteten Immigration-Officer. Über den gibt es noch schlimmere Schauermärchen als über die Botschaft. Der Officer stellt ganz böse Fragen, die man am besten schon zu Hause zu beantworten übt. Wie das Programm heisst, an dem man teilnimmt, was man in den USA überhaupt will und so weiter. Es gibt sogar spezielle Seiten im Internet, auf denen erklärt ist, wie man sich am besten bei der Immigration verhält und ... achtung: welche Kleidung man am besten anzieht!! Witzchen darf man natürlich auch nicht machen, denn wenn dem Officer irgendwas nicht passt und er einem die Einreise verweigert, kann man gleich wieder nach Hause fliegen. Von mir wollte er aber bis auf, was ich an zu verzollenden Dingen mitbringe, nix wissen. Er hat mich, nachdem er alles mögliche ge- und unterschrieben hat, mit einem halb-netten "Enjoy!" verabschiedet. Sascha natürlich auch, schließlich sitzt der gerade ein paar Meter weiter. ;o) Danach mussten wir zum Baggage Claim und unser Gepäck einsammeln. Wir sind schon leicht in Panik geraten, weil Saschas Koffer NATÜRLICH ganz zum Schluss kamen. Danach mussten wir es gleich wieder aufgeben. Je nachdem, ob man weiterfliegt, oder Atlanta die final destination ist, muss man es an unterschiedlichen Stellen wieder aufgeben. Ja, auch die, die in Atlanta bleiben wollen, denn der Flughafen ist so unfassbar groß (der größte der Welt, was das Passieraufkommen betrifft), dass die da nicht wollen, dass jeder dort mit seinem Gepäck rumrennt und die Gänge verstopft. Deswegen gibt man es wieder auf, fährt mit der U-Bahn (!!!) vom Ankunftsterminal zum Hauptterminal und kann dort dann wieder sein Gepäck einsammeln. Wir mussten tatsächlich eine halbe Stunde auf unsere Koffer warten, was mir besonders unangenehm war, weil unser Abholservice (Serdar und Kumpane ... hab leider seinen Namen vergessen) die ganze Zeit mit uns warten mussten. Nach einer halben Ewigkeit konnten wir dann endlich den Flughafen verlassen und ... AMERIKA!! Amerikanische Autos! Hammer!

Angekommen in Atlanta und der Besuch in der amerikanischen Botschaft in Berlin

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Hello to everybody from Georgia, USA!
Das hier ist nun mein allererster Blog. Ich habe sowas noch nie vorher gemacht, deswegen bitte ich alle Experten freundlich um Nachsicht mit mir. Wobei ein bisschen Tagebuchschreiben ja eigentlich nicht so schwer sein kann ... aber das hab ich schon bei vielen Dingen gedacht und mich dann eines Besseren belehren lassen. Ganz heimlich still und leise ist das allem Anschein nach auch Saschas Blog. Sein Kommentar, als ich bekannt gab, dass ich gerne einen über unseren Aufenthalt in Carrollton schreiben möchte: "Oh, super, dann haben wir ja schon einen!" ... Öhm ... okay! ;o)

Anyway: nun bin ich / sind wir (keine Panik, so geht das jetzt nicht die ganze Zeit weiter) schon den vierten Tag hier, und eigentlich gab es schon vorher sooo viel zu berichten - z.B. über unseren Trip nach Berlin, wo wir unser Visum beantragt haben - aber ich schiebe die Dinge ja öfters gerne mal vor mir her. Aber ich kann ja einfach mal ganz kurz zusammenfassen: wir hatten unseren Termin dort am 3. Dezember und durften bei meinem lieben Sabinchen nächtigen, wofür ich sie an dieser Stelle nochmal ganz dolle drücken will. Sie hat uns nicht nur vom Bahnhof abgeholt (der Zug hatte NATÜRLICH Verspätung, but zänk ju for träwweling wis Deutsche Bahn), für uns Stadtführerin gespielt, uns zu Maredo eingeladen (ok, eigentlich hat jeder für sich selbst gezahlt, aber ich bin einfach noch so begeistert!), uns in die Geheimnisse des berühmten Berliner Tiergartens eingeweiht und ihre heimische Schlafgelegenheit und Beleuchtung nutzen lassen, sondern uns am nächsten Morgen auch noch ganz mamilike am Händchen zur U-Bahn gebracht. Leider wars das dann auch schon mit Urlaub in Berlin, denn im Anschluss durften wir tatsächlich eine geschlagene Stunde in Schneegestöber und eisiger Kälte VOR der amerikanischen Botschaft mit etwa 15 Leidensgenossen warten. Es weiss wohl keiner so genau, warum die da drinnen keinen Warteraum einrichten. Immerhin haben uns ein paar nette Polizisten ein wenig unterhalten ... ich hoffe, die waren genauso angepi**t von dem Rumgestehe wie wir. Irgendwann kam dann ein Schrank von einem Mann (natürlich Ami! Niemand ausser einem Ami darf amerikanische Einrichtungen bewachen!) aus seinem warmen Sicherheitsschleusenhäuschen nach draußen und hat eben mal kurz abgecheckt, ob auch wirklich niemand verbotene Gegenstände (z.B. große Taschen) dabeihatte. Als wir dann endlich reindurften, mussten wir erstmal durch eine Sicherheitsschleuse (wie am Flughafen), wo mir allen Ernstes mein Labello abgenommen und in einer Kiste, in der sich schon schätzungsweise 10 andere Exemplare dieser gefährlichen Waffe befanden, abgelegt wurde. Und dann pampt der Typ mich auch noch an, dass ich mich bitteschön mal beeilen soll. Pah! Nach haargenauen Anweisungen, wie wir uns in der Botschaft zu verhalten haben, durften wir dann weitergehen und wurden von einem weiteren Menschen empfangen, der uns erklärte, wie das gleich alles vonstatten geht. Zuerst geht man an einen Tisch, der stark an eine Wahlkabine erinnert (ich frage mich ja, warum ich die Visa-Daten von anderen Leuten nicht sehen darf ... ich werde mich wohl kaum als Ismael Ülüglü aus Lüleburgaz ausgeben, nachdem ich selbigen erstmal niedergeschlagen habe) und sortiert dort seine Unterlagen in einer vorgegeben Rehenfolge. Danach setzt man sich an den Rand und wartet, bis man dran ist, um zu einem kleinen Mann zu gehen, der hinter einem sehr hohen Pult sitzt, das wirklich so hoch war, dass er eine Kiste für seine kurzen Beinchen brauchte, um nicht vom Stuhl zu fallen. Der Mann kontrolliert dann, ob man seine Unterlagen auch wirklich so geordnet und beisammen hat, wie erforderlich. Ganz ehrlich: scheiss Job! Danach setzt man sich dann wieder hin und wartet, bis man an der Reihe ist, um zu einem Schalter zu gehen, an dem ebenfalls nochmal alles kontrolliert und sortiert wird (wollen die mich eigentlich total verarschen??) und bekommt im Anschluss eine Karte mit einer Nummer. Dann setzt man sich wieder hin. Irgendwann wird die Nummer aufgerufen und man geht zu einem anderen Schalter und muss Fingerabdrücke geben. Die nette Dame hat bei mir 4 Versuche gebraucht. Als wenn ich solche Dreckpfoten hätte! Dann ... 3x dürft ihr raten ... richtig, dann setzt man sich wieder hin und wartet, bis der Name aufgerufen wird und man zu einem Schalter geht, an dem das gefürchtete Interview geführt wird. Von diesem Interview und der Laune des wichtigen Mannes hinter der Sicherheitsscheibe (ja, man spricht durch ein Mikrofon mit den Leuten!!! Wie soll ich da bitte jemandem etwas zuleide tun können ... OHNE LABELLO???!!!) hängt es ab, ob das Visum genehmigt oder abgelehnt wird. Das Interview dauerte bei mir sage und schreibe 20 Sekunden. Ich wurde gefragt, was ich in den USA studieren will und wer den Aufenthalt finanziert. Und ich bin mir fast sicher, er hat mir bei meinen Antworten nicht mal zugehört. Meine gefühlten 284657294 Unterlagen, die ich dabei hatte um meine besten Absichten nachzuweisen, habe ich alle nicht gebraucht. Sein Kommentar: ok, das Visum ist genehmigt, Sie erhalten es innerhalb der nächsten 2 Wochen per Post. Und das wars. Insgesamt haben wir 3 Stunden vor und in der Botschaft verbracht und waren wohl nur 10 Minuten wirklich beschäftig. Ich etwas länger, denn gleich zu Beginn sprach mich ein Herr aus Kamerun an, der an einem Computer, der extra für die Leute, die ihre Unterlagen nicht vollständig haben, aufgestellt war, saß und mich bat, ihm beim Ausfüllen zu helfen. Leider war meine Hilfe wohl nicht wirklich gut, denn ich sah ihn 5 Minuten später mit jemand anderem an derselben Stelle sitzen. Die ewige Warterei hatte übrigens den netten Nebeneffekt, dass wir uns sehr angeregt mit ein paar Leuten unterhalten und eine Menge gelacht haben. Und wir haben mit einem georgischen Mädel gesprochen, das von Deutschland aus über die USA nach Kanada wollte, und dafür ein amerikanisches Visum brauchte, weil sie 3 Stunden Aufenthalt in Chicago hat! Das muss man sich mal vorstellen! DAFÜR braucht man ein Visum, das wirklich alles andere als billig ist. Und letztlich wurde ihr auch noch das Visum verweigert, weil sie keine Bindung an ihr Heimatland nachweisen konnte und man deswegen annehmen musste, dass die sicher illegal in die USA einwandern wird. Grundsätzlich ist für die Amis erstmal jeder ein potenzieller illegaler Einwanderer! Leute, wir gehen alle freiwillig wieder! Mann mann mann! In der Botschaft steht übrigens ein Automat, an dem man amerikanische Snacks und auch amerikanisches Bier (oder was auch immer das gewesen sein mag) ziehen konnte. Sascha musste das natürlich mal testen und hat mich freundlicherweise auch einmal probieren lassen, nachdem er die Hälfte davon in der Botschaft verschüttet hat ... ich habe in meinem Leben wohl noch nie etwas Widerlicheres getrunken!! Das Zeug schmeckte original so, wie eine alte Holzhütte riecht! Würg!
Dann durften wir endlich mit der Gewissheit, unser Visum zu bekommen, die Botschaft verlassen und ich durfte mir meinen Labello wiederholen, der die ganze Zeit streng bewacht in der Kiste gelegen hat.

Leider war das Wetter an dem Tag wirklich widerlich, so dass wir nach ein bisschen bummeln und Weihnachtsmarktgucken ziemlich schnell wieder nach Hause gefahren sind. Und Fotos konnte ich auch nicht wirklich machen. Verdammt! Dafür kam zwei Tage später schon das Visum. Wenn sie auch spinnen - schnell sind sie schon, die Amis! :o)
Ok, so kurz war die Zusammenfassung jetzt irgendwie doch nicht. Shame on me.