Samstag, 10. Januar 2009

Living in America

Am nächsten Morgen mussten wir als erstes feststellen, dass unsere Stecker, die wir extra mitgenommen hatten, um z.B. unsere Laptops anschließen zu können, nicht passten. Zum Glück war unser persönlicher Chauffeur wieder augenblicklich zur Stelle und fuhr mit uns los, damit wir uns passende Stecker kaufen konnten. Der Mitarbeiter im Walmart hat uns erstmal ob unserer komischen deutschen Stecker ausgelacht, konnte uns dann aber auch nicht weiterhelfen. Dafür habe ich mir dann eben einfach eine Gallone Milch und eine Familienpackung Cheerios gekauft. Ihr müsst wissen, die Cheerios sind in erster Linie für Leute gedacht, die auf ihren Cholesterinspiegel achten wollen. Deswegen werden sie auch von der American Heart Association gesponsort ... ähm ... hä?? Leute, das sind SÜSSIGKEITEN!!! Fett, Zucker und so, weissu?? Wenn mir einer erklären kann, warum hier alles als total healthy deklariert wird, obwohl jeder Vollpfosten weiss, dass es das nicht ist, wäre ich ihm sehr dankbar. Anders als im Walmart wusste dann der nette und kompetente Mitarbeiter gegenüber im Radioshack (dem bekanntesten Elektronikzubehörladen in den USA) sofort, was wir wollen. Er fragte uns auch noch, woher wir denn kämen (verdammt, hab ich etwa immer noch diesen fiesen deutschen Akzent??), und als wir ihm sagten, dass wir aus Deutschland sind, war er total begeistert. Er erzählte uns, dass eine Tante von ihm in Friesland leben würde und er auch schonmal in Deutschland war. Die Welt ist einfach ein Dorf. Der Tag war mit dem passenden Stecker (bzw. dem neuen Kabel ... wir haben gleich einfach ein neues Kabel mit dazu gekauft) dann auch gerettet, schließlich mussten wir uns ja mal bei unseren Lieben in Deutschland hören und sehen lassen. Skype machts möglich.
Den restlichen Tag nutzten wir dann eigentlich nur, um uns ein wenig zu akklimatisieren - im übertragenen und im wörtlichen Sinne. Wir hatten hier die letzten Tage immer zwischen 15 und 20 Grad und konnten kurzärmlig rumlaufen. Ganz schön weird. Wir haben Januar!! Ganz toll finde ich übrigens auch die Duschen hier, bei denen die Brause oben aus der Wand kommt. Und die Toiletten funktionieren hier ebenfalls anders: wenn man spült, wird einfach alles abgesaugt, statt wie bei uns weggespült (ungefähr so wie im Zug). Das heisst, das Klo ist für einige Sekunden komplett leer, und dann läuft einfach wieder Wasser nach. Faszinierend. Ich dachte ja zuerst, ich hätte es kaputt gemacht. Hab ich aber nicht --- dafür Sascha, der seins gleich am ersten Abend erstmal verstopft hat und meins benutzen musste. Ich habe mir sagen lassen, dass amerikanische Toiletten am laufenden Band verstopfen. Ich warte deswegen auch immer darauf, dass mir das mal passiert. Was ich dann mache, weiss ich irgendwie auch noch nicht so recht. Kann ja nicht einfach zum Office gehen und sagen "my toilet is full". Am Sonntag, also am 2. Tag, sind wir dann ein bisschen die Gegend erkunden gegangen. Was einem sofort auffällt, ist, dass es hier keine Fußgänger oder Fahrradfahrer gibt. Niemand läuft hier draussen rum. Deswegen gibt es auch keine richtigen Fußwege. Man wird immer völlig ungläubig von den vorbeifahrenden Autofahrern angestarrt, weil sie wohl denken, man ist nicht ganz dicht. Einfach JEDER hat hier ein Auto, was aber auch kein Wunder ist, da einem der Sprit hinterhergeschmissen wird. Für eine Gallone (also fast 4 Liter) zahlt man hier nur ca. 1,50$. Es gibt hier auch keine Busse oder so etwas. Ohne Auto ist man völlig aufgeschmissen, da man einfach nirgends wirklich hinkommt. Ich vermisse mein kleines Plus, Edeka und Aldi um die Ecke wirklich schon sehr. Jedenfalls haben wir es tatsächlich gewagt, trotzdem den Weg in den Ort auf uns zu nehmen. Whhohhhoo, sensational!! Ich bin mir nicht GANZ sicher, ob ich es schonmal erwähnt habe, aber es sieht hier einfach alles typisch amerikanisch aus. Und hier in Carrollton gibt es nichts ausser Tankstellen und Fast Food-Restaurants. Also im Grunde perfekt um zu studieren --- da kann einen zumindest nix ablenken. Man muss alles positiv sehen. Ausserdem glaube ich, dass man immer mal wieder große Städte in den USA besucht ... aber so kleine Orte sieht man sonst ja nie. Deswegen ist es schon ganz gut, dass wir hier sind --- obwohl ich gegen New York oder LA natürlich auch nix hätte! ;o)
Auf der Straße, die dort links zu sehen ist, gibt es, wie gesagt, einen Haufen Fast Food-Restaurants, und natürlich mussten wir auch in eins reingehen und das erste Mal richtig amerikanisch und ungesund essen. Wir haben uns für einen Laden namens Krystal entschieden (www.krystalist.com), in dem es allen Ernstes Pommes mit Hackfleisch und Käse überbacken gab und dazu 4 schnuckelige kleine Burger, die es trotz ihrer Größe insich hatten. Ich glaube, wir haben nicht mal die Hälfte geschafft. Und zu allem Überfluss habe ich den Typen hinter dem Tresen auch sowas von überhaupt nicht verstanden. Peinlich! Dabei hat er mich nur gefragt, ob ich etwas zu trinken dazu möchte, wie sich später herausstellte. Die Leute hier unten im Süden haben zum Teil so einen krassen Akzent, dass man wirklich nix versteht. Wenn ich es beschreiben müsste, würde ich es als "Platt-Englisch" bezeichnen. Ein total plattes und breites Englisch reden die hier. Sie sagen z.B. I´m gonna draaaaaaaaaw (statt drive) to Walmart! Unser Chauffeur Serdar erzählte uns kurz nach unserer Ankunft, dass er zu Anfang einmal bei Mc Donalds war und dort von der Bedienung mit "Mahäju" angesprochen wurde. Dass das "May I help you" heissen sollte, wusste er nicht, weswegen er mit "no" geantwortet hatte. Die Dame muss wohl gedacht haben, der will sich seinen Burger selber braten. Aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell an die Sprache. Und ansonsten werden wir, wenn wir nichts verstehen, einfach immer "Life vest under your seat" als Antwort sagen, wie wir bereits im Flugzeug beschlossen haben. ;o)
Wo ich vorhin diese schrottigen und unbefestigten Bürgersteige erwähnt habe: ich habe mich NATÜRLICH auch erstmal hingepackt! Ehrlich gesagt hat es mich sogar gewundert, dass es fast 3 Tage gedauert hat, bis es passiert ist. Bei mir kommt sowas ja öfters mal vor, ich lasse quasi keine Gelegenheit aus, mich hinzulegen, auszurutschen, umzuknicken oder zu stolpern. Zum Glück war es auf Rasen, und meine dreckige Hose hat mich mehr geärgert als mein inzwischen sehr buntes Knie. Sascha hat gesagt, ich soll die Stadt sofort verklagen. Die Amis sind ja Weltmeister im Klagen wegen absurder Sachen. Ich habe mal von einer Geschichte gehört, da hat eine Frau einen Möbelladen verklagt, weil sie über ein Kind gestolpert ist, das auf dem Gang rumkrabbelte ... ... ... es war ihr eigenes!! Oder jemand, der Mc Donalds verklagt hat, weil er sich an dem frischgebrühten Kaffee verbrannt hat! Meine Klage wäre da schon richtig gerechtfertigt gewesen, finde ich. Mal sehen, was die Zukunft hier noch weiterhin bringt ... vielleicht kriege ich es ja noch hin, mal zu einem amerikanischen Doc zu müssen ... oder natürlich, Barack aufzureissen! We´ll see. ;o)

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