Freitag, 16. Januar 2009

Living in Carrollton

Obwohl wir uns schon recht gut hier eingelebt haben, fallen uns doch immer wieder neue amerikanische Eigenarten auf.
In unmittelbarer Nähe unseres Apartmentkomplexes und der Uni gibt es Wohngegenden, die aussehen wie etwas gehobenere Slums in Indien oder so. Es ist einfach unglaublich, was da für Häuser stehen. Klein, klapprig, schief, links und rechts verwildert und vollgemüllt ... und da wohnen tatsächlich Leute drin!! Vorallem frage ich mich: das hier ist Hurricanegebiet (zumindest Randgebiet) -- warum bauen die ihre Häuser nicht aus Stein? Diese Häuser hier fliegen doch schon beim kleinsten Lüftchen weg. Mal ganz abgesehen davon, dass das da drinnen unmöglich wirklich warm werden kann. Hier liegt teilweise der Müll tagelang auf der Straße, und um die Bürgersteige oder Straßen kümmert sich auch nicht wirklich jemand. Zugewachsen, verwittert, Schlaglöcher, und herausragende Kabel und Rohre sind hier keine Seltenheit.
Ganz im Gegensatz dazu gibt es dann nur einige Minuten zu Fuß entfernt Straßen mit Häusern, die wirklich aussehen wie geleckt. Ich habe den Mund nicht nicht mehr zugekriegt und natürlich erst einmal ein paar Bilder gemacht:

Ich persönlich stehe ja total auf diese tollen Veranden (heisst das so im Plural?). Jedes Haus hat natürlich auch Stühle und Sessel vor der Haustür stehen. Wirklich einfach original wie im Film.

Merkwürdig ist hingegen auch, dass so gut wie alle Stromleitungen übererdig laufen. WENN irgendwo mal eine unter der Straße verläuft, stecken sofort überall neongelbe oder -rote Schildchen im Boden, die darauf hinweisen. Und ich weiss gar nicht genau, ob ichs schon erwähnt habe: die Fußgängerampeln funktionieren hier auch gerne mal nicht, so dass man dann an einer vielbefahrenen Kreuzung steht und sich noch blöder vorkommt, als man es eh schon tut, weil man halt Fußgänger ist. Allerdings muss ich ja sagen, dass die Autofahrer hier sehr umsichtig und nachsichtig sind und fast immer anhalten, wenn man über die Straße gehen will. Und wenn jemand auch nur annähernd an einem vorbeigehen möchte, bekommt man immer ein "Excuse me" zu hören.

Das ist auch so eine der Eigenarten der Amis: diese fast schon übertriebene Freundlichkeit. Niemand grummelt oder muffelt einen hier an, wenn man etwas will oder etwas fragt. Jeder sagt immer, dass alles total toll und überhaupt kein Problem ist. Und es ist auch keine Seltenheit, dass man in einem Geschäft oder gar einer Bank etc. mit "Honey" oder "Sweetie" angesprochen wird. Hätte ich das nicht vorher schon einmal gelesen, hätte mich das wohl sehr verwirrt. Die Schwelle zwischen Freundlichkeit und Oberflächlichkeit ist allerdings fließend. So wird man quasi als Begrüßung IMMER gefragt "How are you doing?" und da interessiert es überhaupt nicht, wie es dir wirklich geht. Man antwortet einfach mit "Fine, thank you" oder "Fine, how are you?" und damit hat sich der Lack. Wer erstmal sein Leid klagt, wird vermutlich SEHR schräg angeguckt. Ausahmsweise darf man vielleicht mal "I´m okay" oder "Not too bad" antworten, aber das ist auch schon alles. Ich habe auch gehört, dass es eine ebenfalls gängige Floskel ist, zum Abschied zu sich nach Hause einzuladen. Das sollte ebenfalls nicht so ernst genommen werden, denn die einladende Person würde wohl ziemlich blöd aus der Wäsche gucken, wenn man tatsächlich plötzlich vor ihrer Tür stehen würde. Etwas anderes ist es natürlich, wenn man die Person gut kennt, aber bei Fremden sollte man über die vermeintliche Freundlichkeit nicht allzu entzückt sein. In der Regel hat es keine Bedeutung.
Auch wird sich auch IMMER für ALLES bedankt. Für jedes Gespräch, jede E-Mail und jedes ausgefüllte Formular bedankt man sich hier.

Mir fällt immer mehr auf, dass ich hier wirklich zum Großteil Negatives über Land und Leute schreibe. Das ist im Grunde gar nicht meine Absicht, denn es gefällt mir hier sehr gut. Es sind bloß Dinge, die einem sehr auffallen, weil sie einfach so extrem anders als in Deutschland sind. Nicht, dass jemand denkt, ich wäre ein Miesmacher oder so.
Thank you! Und kommt doch mal vorbei! ;o)

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