Mittwoch, 14. Januar 2009

Die ersten Tage an der Uni (2)

Die ersten richtigen Classes hatten wir dann ab Mittwoch. Unser allererstes Seminar war "American Government" und fand bei einem recht dicklichen (natürlich!!) aber sehr netten, engagierten und lustigen, farbigen Instructor namens (ich gebe zu, ich muss eben nachgucken) Sheik T. Drammeh statt (abgefahrener Name irgendwie). Und worüber sprechen farbige Dozenten in einem Kurs, der "American Government" heisst, am liebsten? Über Barack natürlich!! *hüpf* Das ist MEIN Kurs! YEAH! Die anderen Dozenten sind eher etwas lahm bis durchgeknallt, und viele Kurse hier haben auch wirklich ein sehr niedriges Niveau. Aber umso besser - da ist es dann nicht sooo schwer, in den 4 Klausuren PRO KURS (jeden Monat eine) einigermaßen gut abzuschneiden. Einige Klausuren finden sogar online von zu Hause aus statt! Kommentar des Dozenten: "Ihr werdet ja wohl nicht ins Buch gucken, oder?!" Natürlich NICHT!

Der Campus hier ist riiiiieeesig, und ohne Map wären wir echt aufgeschmissen. ... Ok, ICH wäre aufgeschmissen. Eigentlich bin ich auch mit Map aufgeschmissen, denn wie vielleicht der ein oder andere weiss, habe ich nicht den Hauch eines Orientierungssinns. Wenn ich aus dem Seminarraum rauskomme, hab ich keine Ahnung, ob ich links, rechts oder geradeaus langgehen muss ..... obwohl ich ne Stunde vorher reingegangen und ja aus irgendeiner Richtung gekommen bin! Sascha führt mich zum Glück immer geduldig von Gebäude zu Gebäude ... aber natürlich nicht, ohne sich zwischendurch über meine Orientierungslosigkeit lustig zu machen. Pfffft!

Hier kommt übrigens JEDER mit dem Auto zur Uni, weswegen der Campus über so viele Parkplätze verfügt wie bestimmt 2 große Einkaufszentren in Deutschland zusammen! Um mal einen klitzekleinen Eindruck davon zu bekommen, bitte Bild angucken (und das ist nur einer von 2947663947 Parkplätzen und ein winzig kleiner Teil vom Campus). Wir fahren immer mit dem Shuttlebus (die einzige öffentliche Personenbeförderung in Carrollton) zur Uni und stehen jeden Tag ewig an der Uni-Kreuzung im Stau. Wenn man es mal wagt, über den Parkplatz nach Hause zu laufen, wird man gleich gefragt, ob man wegfährt. Nein, wir sind ZU FUSS, verdammt nochmal! Dass hier jeder mit dem Auto zur Uni kommt, ist wohl auch der Grund dafür, dass ein Großteil der Leute nie eine Jacke anhat, bzw. gleich mit kurzer Hose kommt. Kein Wunder, wenn man morgens um 9 seine Heizung anstellt (und zwar bei laufendem Motor!), damit man sich um halb 10 direkt gemütlich vom Wohnzimmer ins warme Auto setzen und zur Uni fahren kann. Aber ich als alte Busfahrerin (also Mitfahrerin natürlich) finde den Shuttlebus hier super. Und noch superer würde ich ihn finden, wenn er auch mal in den Ort rein oder gar nach Atlanta fahren würde. Aber die Nachfrage ist einfach zu gering. Selbst viele Internationals kaufen sich hier als erstes ein Auto. Wir haben uns sagen lassen, dass man schon für 500 Dollar eins bekommen kann. Zwar nicht verkehrssicher, aber das interessiert hier keinen. Hauptsache, es fährt. Sowas wie einen TÜV gibt es hier in den USA nicht, bzw. nur in ganz wenigen Staaten. Und da sieht das dann auch auch eher so aus: Bremsen gehen, Licht geht, alles klar.. Das muss man sich mal vorstellen: man darf hier in seinem eigenen Auto kein Bier trinken (Innenraum des eigenen Autos = öffentlicher Raum) ... aber mit ner schrottreifen Karre, die einem unterm Hintern auseinanderfällt, kann man ruhig fahren.

Auffällig ist hier auch, wie sehr die Amerikaner von sich und ihrem Land und allem, was innerhalb dessen passiert, überzeugt sind. So hat Mr. Drammeh uns zum Beispiel schon mehrfach erzählt, dass die Amis nur im Irak wären, um Promotion für die Demokratie zu machen .......... ääääähm .......... ach so?! Und im Kurs "Globalization" mussten wir gleich beim ersten Mal einen Text lesen, in dem es seitenweise nur hieß, dass Amerika der Nabel der Welt ist und alle anderen Staaten das akzeptieren und sich um Amerika herum ansiedeln müssen. Ich wiederhole: der Kurs heisst GLOBALIZATION! Bedeutet für mich eigentlich, dass alle Länder zusammenrücken ... und nicht, dass alles zu Amerika rückt.
Diese Selbstverliebtheit löst bei mir schon oft mal fassungsloses Kopfschütteln aus. Und Sascha meint sowieso, dass Amerika sich irgendwann nochmal ganz gewaltig wundern wird ... aber der weiss da eh viel mehr drüber als ich. Ich habe heute schon gesagt, dass ich die 4 Monate, die wir hier sind, wahrscheinlich mehr durch ihn als durch die Uni lerne. *hihi* Vom Niveau hier ist es, wie gesagt, wirklich teilweise ein wenig lächerlich. Die nehmen hier Sachen durch und auf eine Art, wie ich sie und die ich in der 10. Klasse gehört habe.

Ebenfalls auffällig ist, dass sich die Leute hier viel mehr mit ihrer Uni identifizieren als in Deutschland. Hier hat so gut wie jeder ein T-Shirt oder einen Pulli mit dem Uninamen als Aufdruck drauf an oder eine entsprechende Tasche oder einen Rucksack dabei. Ausserdem komme ich mir an der Uni vom Kleidungsstil her vor, als würde ich geradewegs in die Oper gehen wollen. Hier ist kaum jemand irgendwie zurechtgemacht, und es kommen alle einfach im Schlabberpulli und teilweise auch mit Latschen an. Sowas würde in Deutschland ja gar nicht gehen. Ganz typisch ist auch dieses "Bücher-unterm-Arm-tragen", wie man es aus Filmen kennt. Und die Studenten sind in den Vorlesungen auch viiiiieeeeel ruhiger als in Deutschland. Es reden nie jemand, wenn der Dozent vorne spricht. Ganz schön gruselig. Und es schmiert auch niemand auf die Tische oder saut sonst irgendwie in der Uni rum, wie man es ja aus Deutschland gewöhnt ist. Ich schätze mal, das liegt daran, dass die Studenten hier richtig viele Studiengebühren zahlen. An dieser Uni hier zahlt jeder mindestens 5000 Dollar pro Jahr (was extrem wenig ist), wobei man an amerikanischen Eliteunis wie z.B. Harvard, Stanford oder Yale auch schonmal eben kurz 30.000 Dollar zahlen kann. Das liegt daran, dass sich die Unis fast alle privat finanzieren. Es gibt nur wenige staatlich finanzierte Unis. Die Studenten hier arbeiten fast alle dafür und wissen ihr Studium daher vermutlich viel mehr zu schätzen. Viele Familien sparen schon von der Geburt des Kindes an oder zahlen in extra Lebenversicherungen ein, damit es später einmal die Möglichkeit hat, zu studieren. Für jeden Kurs, den man extra belegen will, zahlt man auch nochmal extra. Auch wenn in Deutschland alle über die Studiengebühren schimpfen (mich eingeschlossen!) ... vieles ist dort, wie gesagt, einfach wirklich besser und einfacher.

Damit man uns glaubt, dass wir auch WIRKLICH studieren:

Ziemlich cool, diese Stühle mit drangebautem Tisch. Sash hat leider nicht verstanden, dass es Tische für Rechtshänder und Tische für Linkshänder gibt. ;o) (Mal sehen, wie lange das hier steht, bevor ichs wieder rausnehmen muss.)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

AAAAAAAAAAahaaaaaaaaaaaaaa, ich habe mich immer über diese scheiß Tische geärgert, die hatten wir nämlich ina OS und da gabs nur welche für Rechtshänder und das war richtig beschissen! ICh wusste garnicht das es auch welche für linkshänder gibt, einfach toll!!!
LG
Anney

Anonym hat gesagt…

ja der tische sind great
hatte das in elementary school aber das gewöhnt du dich irgendwann an die

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