Sonntag, 11. Januar 2009

Die ersten Tage an der Uni (1)

Am Montag, also am 5. Januar, hatten wir unseren ersten Unitag. Die ist zum Glück in walking distance, so dass wir in ca. 15 Minuten zu Fuß da sind. Dabei müssen wir an einem Gelände vorbei (ich weiss immer noch nicht, was da ist), an dem immer ganz böse dreinguckende Mexikaner stehen und sitzen und auf Arbeit warten. Aber ich hab ja einen starken Mann an meiner Seite, der mich beschützt .......... und Sascha auch! ;o)
Richtig Uni war es auch eigentlich noch gar nicht, sondern viel mehr der erste Orientation-Day. Wir mussten uns morgens um 8 bei Sylvia, unserer Koordinatorin, im Büro melden und wurden erstmal in den Warteraum geschickt, da sie gerade damit beschäftigt war, jemanden zu registrieren. Nach und nach trudelten immer mehr Leute ein, und wir lernten auch Deniz kennen, der ebenfalls in Oldenburg studiert und mit dem ich vorab schon ein paar Mal gemailt hatte. Kurz darauf waren dann auch wir mit unserer Registration dran. Leider gab es einige Probleme mit meiner Krankenversicherung (alleine darüber könnte ich einen ganzen Blog schreiben!), die sich aber inzwischen zum Glück geklärt haben. Interessanterweise sind wir Deutschen die einzigen, die zu Hause eine Versicherung abgeschlossen haben. Alle anderen haben die Versicherung der Uni genommen, die eben mal kurz 500 Dollar kostet. Zwar bleiben die meisten auch viel länger als wir, aber dafür, dass die Universicherung quasi NUR für den Arzt auf dem Campus zählt, ist das echt eine ganz schöne Summe. Und wurde auch erklärt, dass wir bei Kleinigkeiten ruhig immer erstmal zum Uni-Arzt gehen können. Es wurde uns sogar empfohlen, da man dort dann immer kostenlos einen ganzen Berg Medikamente bekommt. Was das angeht, sind die Amis echt sehr locker. Man kann hier in jedem Supermarkt alle möglichen Medikamente kaufen. Alles, wofür man in Deutschland in die Apotheke muss, steht hier eben mal so in der Drogerie rum. Wir sollen also immer erst zum Uni-Arzt gehen und uns überlegen, ob wir, falls es etwas Schlimmeres ist, wirklich ins Krankenhaus oder so wollen, da das unglaublich teuer ist. Soviel zum amerikanischen Gesundheitssystem ... dem quasi nicht vorhandenen. Man wird schlicht und einfach nicht behandelt, wenn man nicht zahlen kann und es nicht lebensbedrohlich ist. Eine Krankenversicherung, wie wir sie kennen, gibt es nicht. Aber ich bin mir sicher, Barack wird sich darum mal kümmern! ;o)
Der erste Tag bestand eigentlich in erster Linie darin, dass wir uns alle ein bisschen kennenlernten (die Internationals kommen hier aus allen Ecken der Welt) und uns erklärt wurde, wie die Uni funktioniert, was wir alles müssen, sollen, können und dürfen. Wir haben uns auch für ein Hostfamily-Programm angemeldet, bei dem man mindestens einmal im Monat von einer amerikanischen Familie ein bisschen an die Hand genommen und mal zum Essen eingeladen wird und so. Ich weiss noch nicht so recht, wie das genau aussieht, könnte mir aber vorstellen, dass das ganz interessant ist. Richtig amerikanisch leben kann man hier als Deutscher halt nicht wirklich, wenn man niemanden hat, der einem mal den American Way of Life zeigt. Zum Schluss sind wir in die Mensa gegangen, in der wir die ersten beiden Tage kostenlos essen durften. Natürlich All You Can Eat ... was sonst? ;o) Von mehreren Pizzasorten über Nudeln, Truthahn, Pancakes, Pudding, Kuchen und Keksen bis hin zu haufenweise bunten, süßen Getränken gibt es dort einfach alles, was das amerikanische Herz begehrt. Und mal ernsthaft: wer schlägt bitte nicht so richtig zu, wenn es KOSTENLOSES ESSEN SO VIEL MAN WILL gibt?? Und zu allem Überfluss schmeckt dieser Kram auch noch sowas von lecker ... ... das erklärt die Fettheit der Amis (und bald auch meiner) natürlich!
Der zweite Tag ähnelte dem ersten eigentlich im Großen und Ganzen sehr. Einige Leute mussten sich noch impfen lassen, aber das hab ich ja bereits alles in Deutschland geregelt. Wir drei Deutschen waren die Einzigen von 15 Leuten, die sich nicht nachimpfen lassen mussten. Ein Hoch auf das deutsche Gesundheitssystem. Jeder, der drüber schimpft, sollte sich wirklich mal glücklich schätzen, dass er sich so gut versorgt wissen kann und mit Freude seine 15,5% zahlen. In anderen Ländern ist das bei Weitem nicht Gang und Gäbe (nicht mal den mächtigen USA!!!).
Am zweiten Tag konnten wir auch noch ein Konto bei der Bank of America eröffnen, der größten Bank in ganz Amerika. Ich habe zwar ein Konto bei der Deutschen Bank, von dem ich auch kostenlos Geld bei der Bank of America abheben kann, aber die Stelle, die hier unsere Studiengebühren (in Höhe von 2100 Dollar!!!!!!) einzieht, wünscht nur einige wenige Zahlungsarten. Man kennt hier z.B. keine stinknormale Überweisung. Alles läuft über Schecks oder Kredikarten. Leider akzeptiert sie aber keine Visakarten!! *grrrr* Also Scheck oder cash. Und dafür brauchen wir eben ein Konto bei der Bank of America. Aber nun gut - ist ja umsonst. Und dafür konnte ich mir auch eine Karte mit Hello Kitty-Cover bestellen!! ;o) Ebenfalls umsonst! Interessanterweise sehen die eine Kontoeröffnung hier auch nicht so eng wie in Deutschland. In Deutschland bekommt man alle Unterlagen, Karten , Geheimnummer etc. pp. an unterschieldichen Tagen mit der Post und wird immer aufgefordert, sich sofort zu melden, wenn irgendein Brief offen ist. Hier fragte mich die Dame irgendwann plötzlich, was für eine Geheimnummer ich denn gerne hätte!! ...... Ääääähhhhhhm ....... ??????? Die Amis haben Angst vor allem und jedem, aber die Geheimnummern würden sie am liebsten in die Zeitung setzen. Ich verstehs nicht. Ich muss auch sagen, dass ich in den paar Tagen, die ich jetzt hier bin, wirklich seeeeehr kritisch geworden bin, was die USA angeht. Es ist nicht alles toll und super und glamourös, so wie man sich das ja oft vorstellt. Ich könnte eine Liste von Dingen aufzählen, die mir in und an Deutschland viel besser gefällt. Es ist sowieso so, dass wir im Moment immer noch sagen, dass es hier zwar ganz nett ist und uns auch gefällt ... aber dass ich jetzt ausraste vor Begeisterung ... nee, also, das kann ich jetzt nicht behaupten. Kann aber auch mit daran liegen, dass mir grundsätzlich das Leben in der Stadt besser gefällt. Vielleicht seh ich vieles schon ganz anders, wenn wir hier mal aus dem Dorf rauskommen und einfach mal ein bisschen was von diesem tollen Land sehen und was erleben. Eigentlich ist jeder Tag, den man hier nur rumhängt, Verschwendung. Aber das wird sich ändern, wenn wir uns (hoffentlich nächstes Wochenende) endlich ein Auto mieten.

Leider wurden meine ersten spannenden Uni-Eindrücke davon überschattet, dass am Montag eines meiner Schweinchen eingeschläfert werden musste. Der Tumor kam so plötzlich und wuchs unentdeckt so schnell, dass meine Kleine erlöst wurde, bevor sie Schmerzen bekam. Es war und ist ein ganz schreckliches Gefühl, dass ich nicht bei ihr sein konnte und dass ich sie nie wiedersehen werde. Aber mein Papa hat sie in ihren letzten Stunden begleitet und sich um sie gekümmert, wofür ich ihm an dieser Stelle noch einmal von Herzen danken möchte: danke Lällie!
Alles Gute auf der Regenbogenwiese, meine Süße. Ich werde dich sehr vermissen ...


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