Montag, 16. März 2009

Fernsehen à la USA

Die Apartments hier sind zwar möbliert, ansonsten sind sie aber leer. Das heisst, es gibt auch kein Fernseher. Die ersten Tage habe ich daher unentwegt nur Bremen 4 gehört und King of Queens auf vermutlich nicht ganz so legalen Internetseiten geguckt, aber irgendwie war das ja nix Halbes und nix Ganzes. Nach 3 Wochen habe ich also eine Uni-Rundmail losgeschickt und meinen Wunsch nach einem Fernseher verkündet. Es hat sich auch gleich ein Mädel gemeldet, das einen Fernseher für 60$ zu verkaufen hatte. Zwar war die in ihren Mails ganz schön patzig und frech, aber ich wollte schließlich auch nur ihren Fernseher und nicht sie. Sie hat ihn mir sogar vorbeigebracht. Sehr nett, vielen Dank, hier sind die 60$ und tschüss!

Ich habe hier Kabelfernsehen und damit ca. 80 Programme. Ich muss aber dazu sagen, NUR 80 Programme, denn laut meiner Online-Fernsehzeitung gibt es noch massenweise mehr. Aber auch dies 80 sind schon viiiieeeeel zu viel, denn da ich weder dauerhaft Nachrichten noch Sport noch spanischsprachige Sender gucke, beschränke ich mich meist eh nur auf 4 oder 5 Programme.

Das Fernsehprogramm unterscheidet sich hier wirklich komplett von dem in Deutschland Zunächst einmal ist das hier DAS Paradies für jeden Serienfan. Hier läuft einfach alles Erdenkliche an bekannten Serien in einer Endlosschleife aus neuen Folgen und Wiederholungen. Desperate Housewives, Dr. House, Grey’s Anatomy, CSI, Lost, Charmed, Friends, Sex and the City, Medium, Eine schrecklich nette Familie (Married with Children), Beverly Hills 90210, Ghost Whisperer, Full House, Scrubs, Malcolm mittendrin (Malcolm in the Middle), Alle unter einem Dach (Family Matters), Die Bill Cosby Show und so weiter und so fort. Ich war ja noch nie die typische Serienguckerin, deswegen haben es mir auch besonders Hör mal wer da hämmert (Home Improvement), Golden Girls und Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie) angetan. Und natürlich King of Queens, aber das erwähne ich gar nicht extra, weil das ja sowieso klar ist. Mein Tag beginnt immer mit Unsere kleine Farm, was ich morgens kurz gucke, bevor ich zur Uni muss, und endet mit Hör mal wer da hämmert und Golden Girls im Anschluss, bevor ich schlafen gehe. Spongebob läuft hier zu meiner Freude auch fast durchgehend. Und morgens gibt es auch immer eine Kinderserie, in der es um ein Meerschweinchen, ein Küken und eine Schildkröte geht, die anderen Tieren in der Not helfen und immer singen "What's gonna work? Teeeeeaaaaamwork!" Das ist dann neben dem unterhalterischen Aspekt auch gleichzeitig pädagogisch wertvoll.
Golden Girls habe ich früher schon ab und zu mal geguckt, aber hier bin ich zum richtigen Fan geworden. Die Serie ist im Original einfach tausend mal witziger. Manchmal liege ich hier nachts um halb 2 im Bett und muss so laut lachen, dass ich Angst habe, jemand kommt sich beschweren. Und falls jetzt jemand denkt, ich verblöde hier vor dem Fernseher: ich habe die Erfahrung gemacht, dass man einen ganzen Haufen Redewendungen aufschnappt und auch viel eher behält, als wenn sie einfach irgendjemand dahersagt.

Ansonsten laufen hier auch unglaublich viele Filme. Am ersten Tag, als ich den Fernseher hatte, liefen Titanic, Catch me if you can und Cast Away hintereinander auf einem einzigen Sender. Oft ist es auch so, dass ein Film läuft, und im Anschluss kommt sofort die Wiederholung. Am nächsten Tag dann noch mal genau dasselbe. Sehr auffällig und bedenklich (wie ich finde) ist, dass hier auch am frühen Abend schon Horrorfilme laufen. Ich hab es ja schon öfter erwähnt, muss es aber immer wieder sagen, dass die Amis wirklich ausserordentlich merkwürdige Maßstäbe haben.

Mein Lieblingssender ist „Animal Planet“. Wie der Name schon sagt, laufen dort den ganzen Tag nur Tiersendungen. Von Dokumentationen über Reportagen bis hin zu Tiererziehungssendungen läuft dort alles. Gerade sehe ich zufällig, dass dort jeden Tag um 15 Uhr „Crocodile Hunter“ kommt. Um die Zeit bin ich sonst immer in der Uni, deswegen ist mir das noch nie aufgefallen. Die kommende Woche haben wir hier aber ja Spring Break, deswegen werd ich da bestimmt mal reingucken. Steve Irwin ist der Größte! Rest in Peace, Steve.

Auch die Werbung ist hier anders als im deutschen Fernsehen. Die Werbepausen sind hier viel kürzer, dafür aber öfter. Und die Werbespots sind in jeder Hinsicht viel „aufgebauschter“. Die Produkte werden hier viel mehr angepriesen, ja einem geradezu aufgezwungen. Man hat manchmal den Eindruck, als würde einem durch die Blume gesagt werden: selber Schuld, wenn du das nicht kaufst, du erbärmlicher Trottel! Auch sind die Spots oft wirklich witzig. In Deutschland sind witzige Werbespots ja eher Mangelware. Ich habe ja neulich mal eine Rundmail mit Links zu den in meinen Augen lustigsten Spots geschickt.
Daneben gibt es auch eine Menge Werbung für Kredite, Schuldnerberatung (welch Ironie) Krankenversicherungen, Medikamente (bei denen erst einmal minutenlang aufgezählt wird, was es alles für Nebenwirkungen gibt und dass man BITTE seinen Arzt konsultieren soll, bevor man die nimmt ..... wie wärs dann vielleicht mal mit VERSCHREIBUNGSPFLICHT, statt sie bei Walmart neben dem Duschgel zu verkaufen???) und diverse medizinische Hilfsmittel. Wie z.B. für diese Wägelchen, die so ähnlich aussehen wie Rollstühle, aber keine sind. Ich weiss leider gerade nicht, wie man die nennt. Doug fährt in einer King of Queens-Folge einmal so einen, weil er zu faul ist, sich zu bewegen. Normalerweise sind die ja für alte und gebrechliche Leute gedacht … hier fahren damit allerdings auch jüngere Leute – und zwar aufgrund ihrer Fettheit! Ohne Witz, ich habs schon mehrfach live sehen müssen. Der Markt dafür ist hier viel größer, deswegen gibts dafür auch Werbung. Mal ganz abgesehen davon, dass in Deutschland jeder, der es braucht, so ein Gefährt durch die Krankenkasse bekommt. Genauso wie vieles andere an Rehabilitiationssachen. HIER gibts so was nicht, deswegen wird dafür im Fernsehen geworben.

Das war jetzt mal ein kleiner Einblick in die amerikanische Fernsehwelt. Apropos: in Atlanta befindet sich ja das CNN-Studio – ich hoffe, wir schaffen es noch, uns das auch einmal anzusehen.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Kristina,
vielen Dank für Deine humorvollen USA-Schilderungen! Was kostet denn ein TV im Supermarkt?
Gehst Du auch zum Friseur?
Liebe Grüße, Uli

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